Badische Zeitung
June 2016
SWR Sinfonieorchester
(Tchaikovsky "Pathetique") Mit dem Norweger Eivind Aadland glückte eine Interpretation für die Mustermappe. Auch wenn der Tod unausweichlich vor der Tür steht, spielte ein Top-Orchester nochmals um sein Leben.
Im Erzählton reihte sich – von der Fagottmeldung bis hin zur phonstarken Attacke – Episode an Episode. Der Walzer im verqueren Fünfvierteltakt hatte Grazie, schloss souverän immer auch die Gefährdung ein. Und vor allem dieses Finale, das eigentlich gar keines ist, sondern eine auskomponierte Entmaterialisierung, ein trost- und bodenloser Abgesang: Im Vergleich zu diesem Adagio lamentoso klingt ein Mahler’scher Morendo-Schluss ja fast noch wie Party. Das stilisierte Choralidiom und mehr noch etwa dieses sogar das Gequälte, das Hässliche tangierende gestopfte Hörner-Fis: Die deprimierende Botschaft war eindeutig. Der Dirigent und das bei der so geschlossenen Tschaikowsky-Auslegung erneut fabelhafte SWR-Orchester: Nicht allein in den Steigerungswellen und Ausbrüchen gestalteten sie das Werk ungemein plastisch und expressiv, stellten sie es unter einen riesigen Spannungsbogen. Holzbläser, Blech, Pauken (und Streicher): formidabel.
Johannes Adam